Hautkrebs und Präkanzerosen
Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen durch Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnliche Stoffe
Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen durch Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnliche Stoffe, BK-Nr. 5102
Frage: Warum wird diese Berufskrankheit nicht allgemeiner gefaßt, wenn man doch weiß, daß es auch andere Arbeitsstoffe bzw. Arbeitsbelastungen gibt, z.B. aromatische Amine, Arsen, Chrom, Strahlen, Ultraviolett-Exposition, die ebenfalls Hautkrebs verursachen können? (In den letzt genannten Fällen hilft dann nur ein Ausweichen auf andere Listennummern der Berufskrankheitenliste oder auf die Berufskrankheit nach neuer Erkenntnis im Einzelfall, wenn denn überhaupt etwas helfen kann.)
Gefahrenquellen:
Ruß als feinflockiger Kohlenstaub entsteht bei unvollständiger Verbrennung von Kohlenwasserstoffen und wird bei der Herstellung von Tusche, Wichse, Farben, Kunststoffen und besonders in der Gummiindustrie benötigt. Rohparaffin wird gewonnen aus bituminöser Braunkohle, Ölschiefer, Erdöl und Erdwachs; es wird in der Zündholz-, Papier- und Sprengstoffindustrie verwendet. Teer als Destillationsprodukt von Stein- und Braunkohle, Torf und Holz wird in Kokereien und Gasfabriken gewonnen und in Dachpappen- und Steinkohlebrikettfabriken, bei der Holzimprägnierung und im Straßenbau gebraucht. Anthrazen ist ein Teerdestillationsprodukt. Es wird verwendet als Rohstoff in der Farbenherstellung, beim Holzimprägnieren, bei der Herstellung von Lacken und Dachpappen. Pech ist der letzte Rückstand der Teerdestillation. Es wird als Bindemittel in der Steinkohlebrikettfabrikation, für Kabelisolierung, Herstellung von Dachpappen, Lacken und anderem benutzt. Ähnliche Stoffe sind z.B. Erdwachse, Asphalte, Masut und Mineral-, Schmier-, Zylinder- und Bohröle, die bei 300 Grad C und mehr sieden. Die Haut kann durch direkte Einwirkung (auch durch Staub und Dämpfe) der genannten Stoffe oder durch mit diesen Stoffen behaftete Arbeitskleidung beschädigt werden. Sonnenbestrahlung, Hitze und mechanische Reize (Scheuern der Kleidung) können dies begünstigen. Zunächst kann es zu entzündlicher Rötung und zu Ekzem mit Juckreiz kommen. Bei weiterer Exposition können sich bräunlich fleckige Pigmentierungen (Melanose), Follikulitis und Akne entwickeln. Auf derartig veränderter Haut, aber auch ohne dieses Vorstadium, ist die Entstehung einzelner oder multipler verschieden großer sogenannter Teer- oder Pechwarzen möglich. Diese Warzen neigen zu karzinomatöser Entartung. Die Pech- und Teerwarzen können nach relativ kurzer Zeit, vielfach aber erst nach mehreren Jahren, besonders im Gesicht und am Handrücken, mitunter auch am Unterarm, Unterbauch und Skrotum auftreten. Wenn die Rede ist von Pech- und Teerwarzen, die in Krebs entarten können, dann muß man unwillkürlich auch an die sogenannten Asbestwarzen denken, die in den alten Merkblättern zu den Asbesterkrankungen noch erwähnt waren, allerdings keine Erwähnung mehr in den neuen Merkblättern finden. Der Hautkrebs im Sinne der BK 5102 oder die zur Krebsbildung neigenden Hautveränderungen sollen im Stadium der sogenannten Melanose etwa noch nicht erreicht sein.
Tip: Auch wenn keine bzw. noch keine Berufskrankheit vorliegt, können Sie bei Aufgabe der gefährdenden Tätigkeit Übergangsleistungen, d.h. Ausgleich des Verdienstausfalls für die ersten 5 Jahre erhalten.
Unabhängig davon haben Sie im Krebsfall dann Anspruch auf eine mitunter hohe Verletztenrente.
Zur Statistik:
Jährlich werden mehr als 40 Fälle angemeldet bei der Berufsgenossenschaft. Bis zu 15 neue Rentenfälle werden jährlich verzeichnet. An tödlichen Fällen zählt man 1 bis 2 Fälle jährlich. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein.
Berufskrankheit Nr. 5102
Merkblatt zu BK Nr. 47 der Anl. 1 zur 7. BKVO
(Bek. des BMA v. 18. 2. 1963, BArbBl Fachteil Arbeitsschutz 1963, 133)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen können durch Bestandteile in Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnlichen Stoffen ausgelöst werden. Ruß als feinflockiger Kohlenstaub entsteht bei unvollständiger Verbrennung von Kohlenwasserstoffen und wird bei der Herstellung von Tusche, Wichse, Farben, Kunststoffen und besonders in der Gummiindustrie benötigt.
Rohparaffin wird gewonnen aus bituminöser Braunkohle, Ölschiefer, Erdöl und Erdwachs; es wird in der Zündholz-, Papier- und Sprengstoffindustrie verwendet. Gereinigtes Paraffin enthält keine krebserzeugenden Stoffe.
Teer als Destillationsprodukt von Stein- und Braunkohle, Torf und Holz wird in Kokereien und Gasfabriken gewonnen und in Dachpappen- und Steinkohlenbrikettfabriken, bei der Holzimprägnierung und im Straßenbau gebraucht. Anthrazen ist ein Teerdestillationsprodukt. Es wird verwendet als Rohstoff in der Farbenherstellung, beim Holzimprägnieren, bei der Herstellung von Lacken und Dachpappen. Pech ist der letzte Rückstand der Teerdestillation. Es wird als Bindemittel in der Steinkohlenbrikettfabrikation, für Kabelisolierung, Herstellung von Dachpappen, Lacken u. a. benutzt.
"Ähnliche Stoffe" sind solche mit ähnlich biologischer Wirkung. Hierzu gehören z. B. verschiedene Erdwachse, Asphalte, Masut und Mineral-, Schmier-, Zylinder- und Bohröle, die bei 300° C und mehr sieden. Arbeiter bei der Gewinnung, Herstellung, Verarbeitung oder Verwendung der genannten Produkte sind je nach deren Gehalt an kanzerogenen Substanzen gefährdet.
II. Aufnahme und Wirkungsweise
Die Haut kann durch direkte Einwirkung (auch durch Staub und Dämpfe) der genannten Stoffe oder durch mit diesen Stoffen behaftete Arbeitskleidung geschädigt werden. Sonnenbestrahlung, Hitze und mechanische Reize (Scheuern der Kleidung) können dies begünstigen.
III. Krankheitsbild und Diagnose
Die Einwirkung obengenannter Produkte kann zu entzündlicher Rötung und auch zu Dermatitis (Ekzem) mit Juckreiz führen. Bei weiterer Exposition können sich bräunlich-fleckige Pigmentierungen (Melanose), Follikulitis und Akne entwickeln. Auf derartig veränderter Haut, aber auch ohne dieses Vorstadium, ist die Entstehung einzelner oder multipler verschieden großer sogenannter Teer- oder Pechwarzen, die sich von der Verruca vulgaris nicht unterscheiden, möglich. Diese Warzen neigen zu karzinomatöser Entartung. Die Pech- und Teerwarzen können nach relativ kurzer Zeit, vielfach aber erst nach mehreren Jahren, besonders im Gesicht und am Handrücken, mitunter auch am Unterarm, Unterbauch und Skrotum auftreten.
Die Expositionszeit bis zur Entstehung von Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigender Hautveränderungen durch die genannten Stoffe beträgt in der Regel mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Die Latenzzeit, in der sich aus den Teer- oder Pechwarzen Karzinome entwickeln können, beträgt durchschnittlich 3 bis 4 Jahre. Bei entsprechender Behandlung ist die Prognose im allgemeinen günstig.
IV. Hinweise für die ärztliche Beurteilung
Differentialdiagnostisch sind die Alterskeratose und karzinomatöse Veränderungen, die nicht auf die Einwirkung obengenannter Stoffe zurückzuführen sind, zu erwägen. Die Diagnose wird durch histologische Untersuchung, Lokalisation der Erkrankung sowie durch die Melanose gesichert.
Quelle:
1 Universität Rostock - Medizinische Fakultät
Institut für Präventivmedizin