Tropenkrankheiten

Tropenkrankheiten, Fleckfieber

Im Zusammenhang mit der Gruppe der Infektionskrankheiten ist die Berufskrankheit Nr. 3104 zu nennen: „Tropenkrankheiten, Fleckfieber“. Im Merkblatt erwähnt finden sich die Amöbiasis, die Brucellosen, die Cholera asiatica, die Lepra, Malaria, die Pest, Beispiele für Infektionskrankheiten neben vielen anderen. Bestimmte parasitäre Krankheiten sind etwa die Dracunculose (Medinawurmkrankheit), Sandfloherkrankungen usw.. Zu den Tropenkrankheiten zählen auch bestimmte Pilzkrankheiten, z.B. verschiedene primäre Lungenmykosen sowie Tropengeschwüre. Unter dem Stichwort Fleckfieber erwähnt das Merkblatt des BMA das Läuse-, Zecken-, Milben- und murines Fleckfieber. Die Tropen werden geographisch begrenzt als das Gebiet beiderseits des Äquators bis zu den Wendekreisen, die Subtropen umfassen die Gebiete des thermischen Übergangs von den Tropen zur gemäßigten Klimazone. Keine Tropenkrankheiten sollen solche Erkrankungen sein, die überall heimisch sind. Eine in Nigeria erwobene Hepatitis infectiosa wurde seinerzeit vom BSG als Tropenkrankheit angesehen. Gelegentlich wird das erhöhte Risiko in den Tropen gleichwohl negiert, und zwar unter Hinweis darauf, daß in den internationalen Hotels die Hygienestandards eingehalten wären. Dies erscheint mehr als zweifelhaft, wenn man die Berichte und Erfahrungen von Tropenreisenden zur Kenntnis nimmt. Die Bazillenruhr ist eine Tropenkrankheit, selbst wenn diese gelegentlich auch in anderen Zonen beobachtet wird. Durch Malaria, Amöbenruhr, Gelb-, Rückfall- und Fleckfieber können auch Augenschäden verursacht werden. Ob sich der beruflich Tropenreisende die Tropenerkrankung während der Arbeitszeit oder nachts zuzieht, macht versicherungsrechtlich keinen Unterschied.

Fall: Ein Tropenreisender wird nachts von der Anophelesstechmücke gestochen und erkrankt nach einer Inkubationszeit von 11 bis 16 Tagen an Malaria. Die Berufsgenossenschaft ist entschädigungspflichtig.

Ob Erkrankungen am Ebola – Virus oder an AIDS Tropenkrankheiten sein können, muß hier offen bleiben. Jedenfalls soll die UNO dem Vernehmen nach die Wiederbevölkerung von Afrika gedanklich prüfen, weil dort offenbar zunehmend die Bevölkerung hinweggerafft wird. Allerdings können die genannten Erkrankungen dann unter dem Stichwort Infektionskrankheit BK 3101 von Bedeutung sein.

Tip: In dem Falle, daß Sie in den Tropen zu schwerem gesundheitlichem Schaden gekommen sind, denken Sie daran, einen Entschädigungsantrag bei der Berufsgenossenschaft zu stellen, wenn Sie beruflich unterwegs waren.

Allerdings macht man sich keine Vorstellungen, wie viele entbehrliche Anforderungen an den Beweis die Berufsgenossenschaften zu stellen pflegen.

Zur Statistik:

Laut Arbeitssicherheitsbericht 1998 wurden 1997 692 Tropenkrankheits- bzw. Fleckfieberfälle gemeldet. Die anerkannten neuen Rentenfälle konnten Sie demgegenüber an den Fingern abzählen.
Berufskrankheit Nr. 3104

Tropenkrankheiten, Fleckfieber“
(BArbBl. Nr. 7/2005 S. 48)I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Unter der BK-Nr. 3104 werden diejenigen Infektionen und deren Krankheitsbilder erfasst, die ausschließlich oder vorwiegend in den Tropen erworben werden können. Sie sind in der Mehrzahl dadurch charakterisiert, dass ihre Erreger in Bezug auf Reservoir, Entwicklungszyklus oder Übertragungsmodus vorzugsweise an tropisches Klima oder für die Tropen spezifische Umweltbedingungen gebunden sind oder aus anderen Gründen vorwiegend in den Tropen oder Subtropen vorkommen. Das Fleckfieber wird hier besonders aufgeführt. Es kommt außer in den Tropen oder Subtropen auch in anderen Gebieten vor. Tropenkrankheiten gelten als Berufskrankheit bei allen Personen, die wegen einer versicherten Tätigkeit in Regionen der Tropen oder Subtropen leben und arbeiten. Das gleiche gilt für entsprechende beruflich bedingte Kurzzeitaufenthalte. In Ausnahmefällen ist eine Übertragung auch außerhalb der Endemiegebiete durch importierte Infektionsquellen möglich (z.B. Airportmalaria“ durch importierte infektiöse Mücken). Daher sind sowohl die jeweiligen Arbeits- als auch die Freizeitbedingungen in den Versicherungsschutz einbezogen. Die epidemiologische Situation in den verschiedenen Regionen ändert sich zum Teil sehr schnell. Detaillierte länderspezifische Informationen sind den ständig aktualisierten Informationen, z.B. der WHO (www.who.int), zu entnehmen.

II. Ätiopathogenese
Tropenkrankheiten werden hervorgerufen durch Bakterien (incl. Chlamydien und Rickettsien), Viren, Pilze und Parasiten wie Protozoen und Würmer [Nematoden (Rund- oder Fadenwürmer z.B. Filarien), Zestoden (Bandwürmer), Trematoden (Saugwürmer)]. Fleckfieber wird durch Rickettsien verursacht. Die Erreger können direkt oder indirekt von infizierten Menschen, Tieren, kontaminierten Gegenständen einschließlich Nahrungsmitteln oder Wasser in den menschlichen Organismus gelangen. Häufig ist die Übertragung der Krankheitserreger an Arthropoden (insbesondere Mücken, auch Zecken und Flöhe) gebunden. Sie kann auch durch aktives Eindringen über die Haut, Einatmen von erregerhaltigen Aerosolen oder Staub und durch Schmierinfektion erfolgen. Nach einer für jede Infektion typischen Inkubationszeit beginnen im Allgemeinen plötzlich die Krankheitssymptome. Bei den Parasitosen wird mit der Präpatenzzeit die Zeit angegeben, die bis zum Auftreten von nachweisbaren Geschlechtsprodukten der Parasiten verstreicht. Dabei variieren Inkubations- und Präpatenzzeiten in Abhängigkeit von Anzahl und Übertragungsweg der Erreger und der individuellen Disposition der infizierten Person.
III. Krankheitsbilder und Diagnosen
Die Anamnese (z.B. Reiseort und -zeit) und klinischen Symptome erlauben in den meisten Fällen die Verdachtsdiagnose. Endemische oder epidemiologische Betrachtungen zum Vorkommen am Aufenthaltsort müssen miteinbezogen werden. Die Absicherung der Diagnose erfolgt durch den direkten Nachweis des Erregers bzw. von Geschlechtsprodukten der Parasiten (z.B. Eier, Proglottiden) oder durch spezifischen Antikörpernachweis. Bei Viren mit vorhandenen Subtypen besteht die Möglichkeit, über die genomischen Analysen der (über Zellkultur) nachgewiesenen Viren, die geographisch typische Infektionsquelle zu identifizieren. Dies ist auch mittels Restriktions-Enzymanalysen möglich. Eine höhergradige Eosinophilie kann Hinweis auf eine Parasitose sein.
Bezüglich der Krankheitsbilder und ihrer Diagnostik wird auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen. Geordnet nach Erregergruppen können hauptsächlich folgende Krankheiten vorkommen:
1. Tropenkrankheiten, hervorgerufen durch
1.1 Bakterien (inkl. Chlamydien und Rickettsien):

  • Borreliosen, tropische [3]
  • Buruli-Ulcus [4]
  • Frambösie [13]
  • Fünftagefieber [14]
  • Lepra [21]
  • Oroya-Fieber [27]
  • Pest [28]
  • Trachom [32]
  • Tsutsugamushi-Fieber [34]

1.2 Viren:

  • Chikungunya [5]
  • Dengue-Fieber [6]
  • Ebola-Virus-Fieber [8]
  • Gelbfieber [15]
  • Japan-Enzephalitis [17]
  • Krim-Kongo-Fieber [18]
  • Lassa-Fieber [19]
  • Marburg-Virus-Fieber [23]
  • Rift-Tal-Fieber [29]
  • West-Nil(e)-Virus-Fieber [35]

1.3 Pilze:

  • Histoplasmose [16]
  • Myzetom [24]

1.4 Parasiten (Protozoen und Würmer):
1.4.1 Protozoen

  • Amöbiasis [1]
  • Leishmaniose [20]
  • Malaria [22]
  • Trypanosomiasis [33]

1.4.2. Würmer

  • Angiostrongylose [2]
  • Dracunculose [7]
  • Fascioliasis [9]
  • Fasciolopsiasis [10]
  • Filariosen [11]
  • Opisthorchiasis [25]
  • Paragonimiasis [26]
  • Schistosomiasis (Bilharziose) [30]

2. Fleckfieber [12]
Zur Veranschaulichung der Bedeutung des BK-relevanten Zusammenhangs sind der Erreger, das Vorkommen, die Inkubations bzw. Präpatenzzeit, das Reservoir, der Infektionsweg und das typische Krankheitsbild in alphabetischer Reihenfolge der Krankheitsbezeichnung im Anhang kurz dargestellt.

IV. Weitere Hinweise
Für den begründeten Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit ist das Vorkommen des jeweiligen Erregers am Arbeits oder Aufenthaltsort des Auslandeinsatzes maßgebend. Ubiquitär vorkommende infektiöse Krankheiten wie z.B. Virushepatitiden, Typhus abdominalis und andere Salmonellosen, Poliomyelitis, Tuberkulose oder Brucellose und andere Zoonosen werden in den Tropen aufgrund der dort herrschenden besonderen Hygienebedingungen häufiger erworben. Solche Erkrankungen sind ggf. im Rahmen der BK-Nummern 3101 bzw. 3102 anzuzeigen. Ausgenommen davon ist Fleckfieber, das seit jeher unter BK-Nummer 3104 eingeordnet wurde. Krankheiten infolge Mangelernährung, mangelnder Körpertemperaturregulierung (Hitzschlag u. ä.), Folgezustände nach Schlangenbiss u. a. werden nicht unter dem Begriff Tropenkrankheiten erfasst. Bei den letzteren kann es sich ggf. um Arbeitsunfälle handeln.

V. Literatur

  • Praktische Tropen- und Reisemedizin/Hans Jochen Diesfeld, Gerard Krause, Dieter Teichmann. – Stuttgart, New York: Thieme, 2003.
  • Reisemedizin: Beratung in der ärztlichen Praxis/hrsg. von Harald Kretschmer. – München [u. a.]: Urban & Fischer, 1999.
  • Tropenmedizin – Infektionskrankheiten/Christian G. Meyer. – Landsberg: ecomed 2001.
  • Tropenmedizin in Klinik und Praxis/hrsg. von Werner Lang und Thomas Löscher. Mit Beitr. von M. Alexander. – 3. Aufl. – Stuttgart, New York: Thieme 2000.
  • Tropen- und Reisemedizin/hrsg. von J. Knobloch. – Jena [u. a.]: G. Fischer, 1996. Anhang: Kurzcharakteristik der wichtigsten Tropenkrankheiten und des Fleckfiebers

Merkblatt zur Berufskrankheit Nummer 31041

Quelle: 1 Universität Rostock – Medizinische Fakultät
Institut für Präventivmedizin

Krankheit, die durch die berufliche, versicherte Tätigkeit verursacht worden ist